Wiener Qualitätssiegel 2017 an 20 TOP-Lehrbetriebe

30. November 2017
Erste Vizepräsidentin des waff Renate Brauner zeichnet die TOP-Lehrbetriebe aus.
David Bohmann

Die Wiener Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner, der Präsident der Wirtschaftskammer Wien Walter Ruck, AK-Präsident Rudi Kaske, Johannes Höhrhan, Geschäftsführer der IV-Wien sowie Alexander Prischl, ÖGB, verliehen Donnerstag abend zum vierten Mal das Wiener Qualitätssiegel „TOP-Lehrbetrieb“. Damit werden jährlich Wiener Betriebe ausgezeichnet, die vorbildliche Standards in der Lehrausbildung setzen. Das Qualitätszertifikat ist eine gemeinsame Initiative der Sozialpartner und der Stadt Wien. Ermittelt wurden die TOP-Lehrbetriebe von einer Fachjury aus SozialpartnervertreterInnen. Heuer hatten sich 31 Betriebe für das Qualitätssiegel bei der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Wien beworben. 20 Betriebe bekamen es zuerkannt. Seit 2014 konnten insgesamt 188 Betriebe für ihr Engagement in der Lehrlingsausbildung prämiert werden. Das Siegel ist 4 Jahre gültig. Im kommenden Jahr können sich daher alle jene Betriebe, die es 2014 erhielten, wieder bewerben.

"Hohe Standards in der Ausbildung sichern nicht nur Fachkräfte für die Wirtschaft. Wer top ausgebildet ist, hat auch bessere Chancen auf einen guten Job mit entsprechendem Einkommen. Es profitieren also alle davon"

Renate Brauner

Brauner: „Von hoher Ausbildungsqualität profitieren alle: der Wirtschaftsstandort, die Betriebe und die Jugendlichen“

„Gerade jetzt, wo die Konjunktur wieder anspringt, ist es besonders wichtig für die Fachkräfte von morgen zu sorgen. Das ist ein wesentlicher Aspekt, wenn die Erholung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt eine nachhaltige werden soll,“ unterstreicht Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner. Brauner: „Mit dem Wiener Qualitätssiegel wollen wir bewusst jene Betriebe auszeichnen, denen eine hochwertige Lehrausbildung ein besonders großes Anliegen ist. Hohe Standards in der Ausbildung sichern nicht nur Fachkräfte für die Wirtschaft. Wer top ausgebildet ist, hat auch bessere Chancen auf einen guten Job mit entsprechendem Einkommen. Es profitieren also alle davon: Der Wirtschaftsstandort Wien, die Unternehmen und die jungen Menschen.“ Brauner hob dabei insbesondere auch das Engagement der LehrausbilderInnen hervor, die die Jugendlichen auf dem Weg in ihre berufliche Zukunft mit großer Erfahrung und fundiertem Fachwissen, vor allem aber auch „mit viel Herz“ begleiten. Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) unterstützt übrigens Unternehmen, die ihre MitarbeiterInnen zu LehrausbilderInnen qualifizieren wollen (www.waff.at.)

"Mit dem Qualitätssiegel zeigen die Unternehmen, dass ihnen auch die Qualität ihrer Lehrausbildung am Herzen liegt"

Wirtschaftskammer Wien Präsident Walter Ruck

Ruck: „Qualitätssiegel ist ein Beweis für das Engagement der Ausbildungsbetriebe“

Wirtschaftskammer Wien Präsident Walter Ruck sieht im Gütesiegel einen wichtigen Motivationsfaktor für die Lehrbetriebe Wiens: „Die Lehre ist nicht nur ein wichtiges Angebot an die Jugend, sie sichert auch den Unternehmen selbst die wichtigen Fachkräfte für morgen. Mit dem Qualitätssiegel zeigen die Unternehmen, dass ihnen auch die Qualität ihrer Lehrausbildung am Herzen liegt. Die Wiener Unternehmerinnen und Unternehmer beweisen damit, dass sie Verantwortung für die Jugend, genauso wie für den Wirtschaftsstandort Wien übernehmen. Und die Lehrlinge können sicher sein, dass ihre Ausbildung auch wirklich eine Vorbereitung für eine erfolgreiche und vielversprechende Karriere und Zukunft ist.“

Kaske: Sozialpartner bieten mit Qualitätssiegel Sicherheit für Jugendliche und Eltern

„Das Qualitätssiegel gibt den Jugendlichen und ihren Eltern eine gewisse Sicherheit“, sagte AK Präsident Rudi Kaske. Es besage „nicht nur, dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden, sondern attestiert auch, dass eine qualitativ hochwertige Ausbildung für die Jugendlichen angeboten wird.“

Die Sicherheit, die das Qualitätssiegel bietet, ist nicht zuletzt eine Leistung der Wiener Sozialpartner gemeinsam mit der Stadt Wien. Sie haben es initiiert und sind dabei, wenn über die Vergabe entschieden wird. Kaske: „Die Auszeichnung, die wir heute erleben, ist auch ein Teil der guten Kooperation der Sozialpartner.“

Der AK Präsident erinnerte daran, dass es auch die Sozialpartner sind, die in den Kollektivverträgen vereinbart haben, dass auch Lehrlinge Urlaubs- und Weihnachtsgeld bekommen. Dass die Kollektivverträge jeweils für eine gesamte Branche gelten, sei „Verdienst der gesetzlichen Mitgliedschaft in den Kammern, die es bei uns gibt.“ Das sollte beibehalten werden, „zum Vorteil für die Beschäftigten, aber auch für die Betriebe“.

Höhrhan: “Chancen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen noch sichtbarer machen, denn hier gibt es einen großen Fachkräftebedarf“

IV-Wien-Geschäftsführer Johannes Höhrhan betonte: „Mit dem Qualitätssiegel TOP-Lehrbetriebe möchten wir das Verantwortungsbewusstsein und die Leistung der Unternehmen in der Lehrlingsausbildung unterstreichen. Aus Sicht der Industrie ist es in diesem Zusammenhang vor allem von Bedeutung, die Chancen, die in technischen und naturwissenschaftlichen Lehrberufen stecken, noch sichtbarer zu machen, denn hier haben wir in Zukunft den größten Bedarf an Fachkräften und dementsprechend gute Karrierechancen für junge Menschen.“

ÖGB-Prischl: „Mehr Lehrbetriebe für Spitzenausbildung“

„Was für ein großes Potential die Berufsausbildung hat, zeigen nicht nur die heute hier prämierten Lehrbetriebe, sondern auch internationale Wettbewerbe, wo unsere Lehrlinge regelmäßig Spitzenplätze belegen“, betonte Alexander Prischl, der Vertreter des ÖGB. Das österreichische Modell der dualen Ausbildung ist im europäischen Vergleich vorbildlich. Veranstaltungen wie die heutige seien eine gute Gelegenheit, einmal diejenigen vor den Vorhang zu holen, die nicht ständig im Rampenlicht stehen und trotzdem mit ihrer Arbeit das Rückgrat und das Fundament unserer Wirtschaft bilden. „Bedauerlicherweise ist die Zahl der Ausbildungsstätten für Lehrlinge seit 1980 rückläufig. Um den Wirtschaftsstandort auch langfristig zu sichern, müssen Betriebe wieder verstärkt Lehrstellen mit hochqualitativer Ausbildung anbieten“, fordert Prischl.

Breite Palette an ausgezeichneten Betriebe – von großen namhaften Unternehmen bis zu Klein- und Mittelbetrieben

Die Vergabe des Qualitätssiegels erfolgte in einem zweistufigen Verfahren mittels Punktesystem durch eine Jury. Wesentliche Bewertungskriterien sind unter anderem Ausbildungsplanung und –dokumentation laut Berufsbild, besondere Ausbildungsinitiativen wie fachliche Weiterbildung, Persönlichkeitsbildung, Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung, Auslandspraktika, Frauen in nichttraditionellen Berufen, Lehre mit Matura, etc. sowie Antritts- und Erfolgsquote von Lehrlingen bei der Lehrabschlussprüfung. Für die Zuerkennung des Qualitätssiegels mussten die Unternehmen mindestens 12 Punkte erreichen. Die Höchstzahl waren 24 Punkte.

Die Jury überzeugt haben neben große Unternehmen, wie Ottakringer Brauerei AG, UNIQUA Österreich Versicherungs AG, Eurest Restaurationsbetriebsges.m.b.H, OMV Viertel 2 sowie Nordsee Gesellschaft m.b.H und KLIPP Frisör, auch Klein- und Mittelbetriebe. Zu nennen sind u.a. die Firmen Bogensberger Vermessung, Elwera Installationstechnik und Jauernigg KFZ-Technik. Hier ist das hohe persönliche Engagement der UnternehmerInnen selbst in der Ausbildung besonders hervorzuheben. Verliehen wurde das Qualitätssiegel auch an das Stadtnahe Unternehmen Wien Holding GmbH und an das Finanzamt Wien 4/5/10. Diese 20 Betriebe wurden mit dem Wiener Qualitätssiegel TOP-Lehrbetrieb ausgezeichnet: wko.at/wien/top-lehrbetrieb.

Über 3.000 Betriebe bilden rund 13.000 Lehrlinge aus

Derzeit werden in Wien rund 13.000 Lehrlinge in 3.239 Betrieben ausgebildet. 4.287 Lehrlinge werden in der Sparte Gewerbe und Handwerk ausgebildet, gefolgt von den Sparten Handel (2.337 Lehrlinge), Tourismus- und Freizeitwirtschaft (1.536 Lehrlinge) sowie Industrie (994 Lehrlinge).