AK, waff: Digitalisierung muss allen etwas bringen
Veranstaltung zu Weiterbildung – Digitalisierung, Trends und Ressourcen: Bei Digitalisierung Kluft zwischen den Geschlechtern
Die Digitalisierung der Arbeitswelt und des gesellschaftlichen Lebens birgt viele Risiken, referiert heute Elisabeth Anna Günther von der Uni Wien auf der Online-Veranstaltung „Weiterbildung – Digitalisierung, Trends und Ressourcen“ von AK Wien und waff – Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds. Als Beispiele nennt sie Algorithmen, die als beste KandidatInnen für ein Führungsprogramm nur Männer vorschlagen, oder dass laut UNESCO vor allem Frauen und Mädchen Digitalisierung nicht als Hebel zur Selbstermächtigung nutzen können. Um das zu ändern, müsse schon in der digitalen Grundbildung angesetzt werden. Auf der Veranstaltung wird auch präsentiert, wie AK und waff ArbeitnehmerInnen mit dem „Digi-Winner“ bei Weiterbildung im Digitalen fördern. Ziel ist mehr Chancengleichheit.
Elisabeth Anna Günther ist Forscherin am Institut für LehrerInnenbildung der Universität Wien. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind hier die digitale Kluft („Digital Gap“) und digitale Ermächtigung („Digital Empowerment“). Noch liege bei der Digitalisierung vieles im Argen, so Günther. Sie warnt vor der Verfestigung und dem Ausbau von ungleichen Machtverhältnissen.
Schon bei virtueller Spracherkennung gebe es das Problem, dass nicht alle Dialekte oder Soziolekte verstanden werden, also nicht alle mit diesen Geräten arbeiten können. Das gehe bis dahin, dass ein Algorithmus zur Auswahl der besten KandidatInnen für ein Führungskräfteprogramm nur Männer vorschlägt oder Kreditbedingungen auf Grundlage automatisierter Scores Menschen aus einer bestimmten Gegend von der Kreditvergabe ausschließen.
Überdies sind 81,5 Prozent der IT-SpezialistInnen in der EU Männer, so Elisabeth Anna Günther. Weltweit könnten laut UNESCO vor allem Frauen und Mädchen Digitalisierung nicht als Hebel zur Selbstermächtigung nutzen. Gefragt, sagt Günther, sind Aktivitäten auf unterschiedlichen Ebenen der Bildung. Angesetzt werden müsse schon in der digitalen Grundbildung in der Schule. Das neue Lernen sei das Entwickeln einer Lösung für eigene Fragestellungen.
Förderung von digitaler Weiterbildung wirkt
Weiterbildung im Digitalen fördern die AK Wien und der waff seit 2019 mit dem „Digi-Winner“. Bisher haben über 3.000 ArbeitnehmerInnen bis zu 5.000 Euro Förderung ihrer digitalen Ausbildung bekommen. Die Hälfte aller NutzerInnen hätte ohne Förderung keine digitalisierungsspezifische Aus- oder Weiterbildung gemacht. Besonders Frauen haben den Digi-Winner in Anspruch genommen, um digitale Kompetenzen zu erwerben oder zu stärken, fast zwei Drittel der NutzerInnen (64,5 Prozent) sind Frauen ergibt eine Untersuchung von Nadja Bergmann von L&R Sozialforschung.
Digi-Winner: AK und waff unterstützen 3.205 WienerInnen mit 7 Mio. Euro
Bis zu 5.000 Euro für den Erwerb digitaler Kompetenzen wurde zu Erfolgsstory
Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Digitale Kompetenzen sind in allen Branchen und nahezu allen Berufen notwendig. Die AK Wien und der waff unterstützen seit 2019 WienerInnen bei der Aus- und Weiterbildung mit dem Förderinstrument des Digi-Winner. Aus- und Weiterbildungen im Bereich digitaler Kompetenzen werden mit bis zu 5.000 Euro gefördert. Im Rahmen der heutigen Tagung „Weiterbildung: Digitalisierung, Trends und Ressourcen“ von AK und waff werden unter anderem die Ergebnisse der Evaluierung des Digi-Winners vorgestellt.
AK Präsidentin Renate Anderl: „Die Digitalisierung kann für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer viele Vorteile bringen und die Zusammenarbeit wesentlich erleichtern. Wichtig dabei ist, dass alle Beschäftigten die Möglichkeit haben, sich die notwendigen digitalen Kompetenzen anzueignen. Nur so können wir sicherstellen, dass alle gleichermaßen vom digitalen Wandel profitieren und keine digitale Kluft in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz entsteht. Die Aus- und Weiterbildung von digitalen Kompetenzen ist dabei ein entscheidender Faktor. Wir müssen den Menschen die Werkzeuge an die Hand geben, um neue Technologien zu verstehen und zu beherrschen. Damit niemand auf dem Weg in die Zukunft zurückbleibt.“
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke stellt fest: „Das große Interesse der Wiener ArbeitnehmerInnen am Digi Winner macht die Förderung zur Erfolgsstory. Dabei ist es mir besonders wichtig, dass auch ArbeitnehmerInnen über 50 Jahre mit dieser Förderung digitale Kompetenzen erwerben, damit sie von den positiven Aussichten am Wiener Arbeitsmarkt profitieren können.“
Großes Interesse am Digi Winner
Der Digi-Winner stößt auf reges Interesse: 3.205 WienerInnen haben bis Ende Dezember 2021 eine Förderung in Anspruch genommen. Die Hälfte der KundInnen machten nur dank der finanziellen Förderung durch den Digi Winner eine Weiterbildung. Frauen sind besonders aktiv in der digitalen Weiterbildung. Sie stellen 64,5 Prozent aller AntragstellerInnen. Insgesamt wurde bereits eine Fördersumme von 7 Mio. Euro zugesagt. 2021 wurde so die Finanzierung von 3.800 Kursen ermöglicht.
2021 waren vier Fünftel der KundInnen im Haupterwerbsalter der Gruppe der 25-45-Jährigen, rund neun Prozent unter 25 Jahre und elf Prozent über 45 Jahre. Interessant ist, dass 28 Prozent der über 45-Jährigen Arbeitssuchenden ihre digitalen Kompetenzen gestärkt haben. Das sind weit mehr als in der Gesamtzahl der über 45-jährigen AntragstellerInnen, die elf Prozent ausmachen.
Am meisten nachgefragt sind Weiterbildungen im Bereich Medien- und Grafikdesign, Onlinemarketing, Training/Führung sowie Software- und App-Entwicklung.
Die Zufriedenheit der KundInnen mit dem Digi-Winner ist ausgesprochen hoch. 98 Prozent aller KundInnen sind mit dem Gesamtangebot und der Möglichkeit Förderanträge online zu stellen sehr zufrieden oder zufrieden.
"Die Digitalisierung kann für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer viele Vorteile bringen und die Zusammenarbeit wesentlich erleichtern. Wichtig dabei ist, dass alle Beschäftigten die Möglichkeit haben, sich die notwendigen digitalen Kompetenzen anzueignen."
Renate Anderl
Wer wird gefördert?
Die Förderung von bis zu 5.000 Euro bekommt, wer beschäftigt ist, in Wien den Hauptwohnsitz hat, AK Mitglied ist und auch in Wien arbeitet. Dabei können je nach Einkommen 40 bis 80 Prozent der Kurskosten gefördert werden. Auch arbeitslose AK Wien-Mitglieder und WienerInnen, die im Umland arbeiten, werden gefördert. Grundvoraussetzung für eine Förderung ist, dass das Nettoeinkommen maximal 2.500 Euro im Monat beträgt. Nähere Informationen unter https://www.waff.at/foerderungen/digi-winner/.
"Das große Interesse der Wiener ArbeitnehmerInnen am Digi Winner macht die Förderung zur Erfolgsstory. Mir ist besonders wichtig, dass auch ArbeitnehmerInnen über 50 Jahre mit dieser Förderung digitale Kompetenzen erwerben, damit sie von den positiven Aussichten am Wiener Arbeitsmarkt profitieren können."
Peter Hanke
Wichtige weitere Rahmenbedingungen
Die berufliche Aus- und Weiterbildung muss bei Kursanbietern stattfinden, die vom waff anerkannt sind. Erste Adresse bei der Auswahl der Weiterbildung ist daher die waff-Plattform www.weiterbildung.at, die über tausende Kursangebote zur Erweiterung und Stärkung digitaler Kompetenzen verfügt.
Informationen zum Förderangebot Digi-Winner bieten das waff Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung unter 01 21748/555 und die AK Hotline 01 501 65/1405.