Die Zukunftsgestalterinnen der Wiener Netze

Wie zwei junge Frauen die Energiewende im Rahmen ihrer Lehrausbildung aktiv vorantreiben – und dabei ihre Berufung gefunden haben.

Best Practice

Die Stimmung im Ausbildungszentrum der Wiener Netze in Simmering, nahe den Gasometer-Türmen, ist elektrisierend. Hier, wo der Puls der Energieversorgung Wiens schlägt, begegnen wir Dragana Bumbeš und Melanie Endl. Zwei Lehrlinge, zwei Lebenswege – und eine gemeinsame Mission: die Stadt Wien noch klimafreundlicher zu machen. Begleitet werden die beiden an diesem sonnigen Wintertag im Jänner 2025 von Michaela Svitak. Sie ist die Verantwortliche für die Lehrlingsausbildung bei den Wiener Netzen. Seit über 20 Jahren ist sie für die Wiener Netze tätig und zeichnet das Bild eines Unternehmens voller technischer Innovation und Nachhaltigkeitsbestreben.

Vom sozialen Bereich zur Elektrotechnik

„Ich wusste lange nicht, was ich wirklich machen will“, gibt Bumbeš zu. Neben dem Besuch einer Sozialfachschule schloss sie die Kindergartenassistenzausbildung ab. Trotz der frühen Idee, in die Steuerberatung zu gehen, suchte sie weiter nach einem Beruf, der nicht nur sicher, sondern auch „so richtig spannend“ ist. Über den Verein Sprungbrett, der Mädchen und junge Frauen bei ihrer Lebensplanung unterstützt, ist sie zu den Wiener Netzen gekommen. „Schon nach den ersten Schnuppertagen war mir klar: Das ist es!“ Heute ist die mittlerweile 23-Jährige im zweiten Lehrjahr der Doppellehre Elektrotechnik und Mechatronik.

Schon nach den ersten Schnuppertagen war mir klar: Das ist es!

Dragana Bumbeš
Dragana Bumbeš ist eine junge Frau mit braunen Haaren, die zusammengebunden sind.

Besonders begeistert ist Bumbeš von der sogenannten „Kabelschule“, wo Fähigkeiten wie die Montage von Hausanschlusskästen oder die Wartung von Kabelsystemen vermittelt werden. „Vor kurzem durfte ich bereits auf einer Baustelle mitarbeiten, obwohl das eigentlich erst im dritten Lehrjahr vorgesehen ist.“ Das Vertrauen, das ihr auf diese Weise entgegengebracht wird, empfinde sie als enorm motivierend.

Und was war die größte Herausforderung in der bisherigen Lehrausbildung? „Für mich war das, Mathe wieder in den Griff zu bekommen“, gibt sie zu. Denn nach den Jahren im sozialen Bereich, wo Zahlen vor allem im Rechnungswesen behandelt wurden, hatte sie sich von den technischen Grundlagen entfernt. „Aber hier wurde ich von Anfang an unterstützt – durch die Ausbilderinnen und Ausbilder, aber auch durch meine Kolleginnen und Kollegen. Heute ist sie zurecht stolz darauf, sogar komplexe Widerstandsberechnungen sicher zu beherrschen.

Handwerkliches Talent mit familiären Wurzeln

Melanie Endl, 17, lächelt, als sie von ihrem Opa erzählt. Er war bis zur Pensionierung lange Zeit Elektriker bei den Wiener Netzen – ein nicht unbedeutender Grund dafür, dass auch sie sich für eine technische Laufbahn und für diesen Arbeitgeber entschieden hat. „Ich wollte beruflich schon immer etwas mit meinen Händen machen“, so Endl. Die Schnuppertage haben ihr bestätigt, dass die die Installations- und Gebäudetechnik „genau das Richtige für mich ist“.

Wir lernen hier alles: von der Installation von Wasserleitungen bis zur Verlegung von Gasanschlüssen. Es ist toll, zu sehen, wie das alles funktioniert, und wie wichtig diese Arbeit auch für die Stadt Wien ist.

Melanie Endl
Es ist Melanie Endl zu sehen. Sie ist eine junge Frau mit Brille und rot-blonden Haaren.

Mittlerweile ist sie im dritten Lehrjahr, die Lehrabschlussprüfung steht im Sommer an – worauf nach einem weiteren Ausbildungsjahr der zweite Lehrabschluss als Heizungstechnikerin folgen soll. Ihre Fachkompetenz ist derweil auch privat schon sehr gefragt: „Mein Opa baut zuhause gerade eine Wärmepumpe ein. Da werde ich bestimmt helfen dürfen“, sagt sie mit stolzer Miene.

Für Endl ist der Klimaschutz nicht nur ein Thema, das sie in der Ausbildung begleitet – er ist auch ein persönlicher Antrieb. „Ich finde es spannend, wie wir als Technikerinnen direkt Einfluss auf die Klimawende nehmen können.“ Wenn sie in ihrem Berufsalltag etwa Gasleitungen und -zähler durch nachhaltigere Technologien wie Wärmepumpen ersetzen kann, habe sie das Gefühl, „wirklich etwas zu bewegen“. Mitverantwortlich für diese Begeisterung ist dabei auch das Klimamodul – ein einwöchiges Spezialprogramm für Lehrlinge der Wiener Netze, das jährlich im Sommer veranstaltet wird. „Das war für mich schon auch ein Augenöffner,“ sagt Endl. Sie erinnert sich etwa an einen Besuch in einer Müllverbrennungsanlage. Seitdem achte sie noch mehr darauf, den Abfall richtig zu trennen. „Es ist erstaunlich, wie viel man dadurch bewirken kann.“

Umweltwoche

In den Sommerferien organisieren die Wiener Netze für ihre Lehrlinge jährlich eine spezielle Umweltwoche. Diese vermittelt nicht nur theoretisches Wissen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit, sondern bietet auch praktische Einblicke – etwa in Kunststoff-Recycling und die Weiterverarbeitung recycelter Materialien mittels 3D-Druck. Das Programm zielt darauf ab, die technische Ausbildung mit aktivem Umweltbewusstsein zu verbinden und die Lehrlinge für einen ressourcenschonenden Umgang mit Wertstoffen zu sensibilisieren. So werden die Fachkräfte von morgen optimal auf die Herausforderungen der Energiewende vorbereitet.

Eine Brücke zwischen Tradition und Zukunft

Michaela Svitak hat ihre Karriere bei den Wiener Netzen selbst als Lehrling begonnen –allerdings nicht in der Technik, sondern im Bürobereich. „Ich kenne das Unternehmen seit über zwei Jahrzehnten. Und es ist faszinierend zu sehen, wie viel Wert hier auf Ausbildung gelegt wird.“ Als Verantwortliche für die Lehrlingsausbildung bei den Wiener Netzen erklärt Svitak, was die Ausbildung bei den Wiener Netzen besonders macht:

Wir kombinieren technologische Exzellenz mit Nachhaltigkeit. Unsere Lehrlinge lernen, wie man mit moderner Technologie Energie spart und dabei CO₂-Emissionen reduziert.

Michaela Svitak
Michaela Svitak ist zu sehen. Sie trägt ein schwarzes Oberteil und hat offene, dunkle Haare.

Als sie damals als Lehrling angefangen habe, sei die Technik auch noch tatsächlich eine Männerdomäne gewesen, erinnert sich Svitak. „Heute haben wir bei den Wiener Netzen den Frauenanteil bei Lehrlingen auf über 35 Prozent gesteigert.“ Allein in den vergangenen vier Jahren gelang eine Verdoppelung – und das ist erst der Anfang. Durch gezielte Programme wie die Schnuppertage, aber auch Kooperationen mit Schulen möchte sie noch mehr junge Frauen für technische Berufe begeistern. „Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, dass Mädchen einmal grundsätzlich die Möglichkeit bekommen, Dinge auszuprobieren. Viele entdecken dabei erst ihr technisches Talent.“

Innovation und Nachhaltigkeit: Mehr als nur Schlagworte

Ein weiteres Juwel der Ausbildung ist die Innovationswerkstatt. Hier arbeiten die Lehrlinge mit modernster Technologie, vom 3D-Druck bis zur Steuerung von Roboter-Armen. „Es ist cool zu sehen, wie man Dinge am Computer designt und sie dann Realität werden“, erzählt Bumbeš. Für Endl ist die Innovationswerkstatt ein Ort, an dem man kreativ sein kann: „Man lernt, Probleme anders zu lösen. Das ist nicht nur spannend, sondern auch super für die Praxis.“

Über 120 Lehrlingen bietet das Unternehmen aber noch mehr als eine fundierte, zukunftsträchtige Ausbildung: „Wir haben eine Übernahmequote von mehr als 80 Prozent“, erklärt Svitak. „Wer hier arbeitet, hat eine langfristige Perspektive.“ Bumbeš und Endl schätzen diese Sicherheit und sehen sich selbst auch langfristig im Unternehmen. „Die Firma bietet sehr viele Möglichkeiten“, sagt Endl. Und Bumbeš ergänzt: „Ich könnte mir sogar vorstellen, später eine Führungsposition zu übernehmen.“

Dragana Bumbeš und Melanie Endl legen sich gegenseitig den Arm über die Schultern und lächeln.

Gemeinsam für eine grünere Zukunft

Die Wiener Netze sind also nicht nur ein Vorreiter in Sachen Energieversorgung, sondern auch ein Schlüsselpartner bei der Umsetzung der Klimaziele der Stadt Wien. „Unsere Lehrlinge sind die Fachkräfte von morgen. Sie gestalten aktiv die Energiewende mit“, sagt Svitak. Und für die beiden Facharbeiterinnen, die ihr gegenübersitzen, ist die Arbeit hier tatsächlich mehr als nur ein Job: „Es fühlt sich manchmal wie eine Familie an“, sagt Bumbeš. Und Endl ergänzt: „Wir gestalten die Zukunft. Das macht mich stolz.“

Neuer Lehrberuf Fernwärmetechniker*in

Die Wiener Netze erweitern im Herbst 2025 ihr Ausbildungsangebot um den erst kürzlich zugelassenen Lehrberuf Fernwärmetechniker*in. Diese Ausbildung ist Teil der Klimastrategie des Unternehmens bzw. der Stadt Wien. Das praxisorientierte Ausbildungskonzept steht bereits fest: Der Fokus liegt auf Fernwärmetechnik und erneuerbaren Energien. Mit einer Übernahmequote von über 80 Prozent bieten die Wiener Netze ihren Lehrlingen ausgezeichnete Zukunftsperspektiven.