Die Lehrstellenlücke

FachkräfteFacts #4

In Wien klafft seit über 30 Jahren eine Lehrstellenlücke. Doch was bedeutet dieser Begriff eigentlich? Und welche arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen können dazu beitragen, die Lücke nachhaltig zu schließen?

Was ist die Lehrstellenlücke?
Damit genug Personen eine Lehre abschließen können, sind in gleichem Maße Lehrstellen wie Lehrstellensuchende notwendig. Wenn es jedoch weniger offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende gibt, spricht man von einer Lehrstellenlücke. Umgekehrt spricht man von einem Lehrstellenüberhang, wenn es weniger Lehrstellensuchende als offene Lehrstellen gibt.

Die Lehrstellenlücke in Wien

Ein Blick auf die Zahlen aus 2024 verdeutlicht die Situation in Wien: Im Durchschnitt gab es 3.631 Lehrstellensuchende, jedoch nur 825 sofort verfügbare, beim AMS gemeldete, offene Lehrstellen. Die Differenz von 2.807 repräsentiert die Lehrstellenlücke – also jene Personen mit Interesse an einer Ausbildung zur Fachkraft, die rechnerisch aber keine betriebliche Lehrstelle finden können.

Dies bedeutet:

  • Auf jede offene Lehrstelle kamen im Schnitt 4,4 Lehrstellensuchende.
  • Nur 29,4 % der Lehrstellensuchenden hatten 2024 rein rechnerisch die Möglichkeit, in einem Lehrbetrieb unterzukommen.

Dass es in Wien schon lange einen strukturellen Mangel an betrieblichen Lehrstellen gibt, verdeutlicht ein Blick in die AMS-Statistik: In Wien gibt es seit 1993 durchgehend in jedem Jahr eine Lehrstellenlücke und damit seit über drei Jahrzehnten mehr Lehrstellensuchende als betriebliche Lehrstellen (siehe Abbildung unten).

Lehrstellenlücke schließen: Diverse Ausbildungsmodelle

Um die Lehrstellenlücke zu schließen, braucht es sowohl die Ausweitung betrieblicher Lehrplätze als auch die Förderung alternativer Ausbildungsmodelle. Besonders in Wien spielen Lehrausbildungen jenseits der klassischen betrieblichen Lehre eine entscheidende Rolle, um Jugendlichen eine Perspektive zu bieten und dem Fachkräftemangel angemessen zu begegnen. AMS-Angebote wie die überbetriebliche Lehrausbildung (ÜBA) und die Facharbeiter*innenintensivausbildung (FIA) leisten hier einen unverzichtbaren Beitrag.

Die Wiener Klima-Lehrausbildungsinitiative

Aufbauend auf den bestehenden Ausbildungsschienen und Förderprogrammen zur Steigerung der Lehrausbildungen im klimarelevanten Bereich (wie der Klimaschutz-Lehrausbildungsprämie oder dem Öko-Booster) wurde von den Sozialpartnern die vom Fachkräftezentrum getragene Wiener Klima-Lehrausbildungsinitiative ins Leben gerufen. Sie bündelt bestehende Maßnahmen und setzt gezielt neue Impulse, um den Fachkräftebedarf in klimarelevanten Bereichen zu decken.

Die Lehre – unverzichtbar für die Fachkräftesicherung

Die duale Ausbildung ist eine zentrale Säule der Fachkräftesicherung. Besonders im Hinblick auf das Ziel, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, ist die Ausbildung in Lehrberufen wie Gebäude- und Installationstechnik oder Elektrotechnik essenziell.

In der Rubrik FachkräfteFacts erklären wir regelmäßig Begrifflichkeiten aus dem Themenkomplex Fachkräftesicherung.