Lehrabschluss mit 35? So macht es Marlies Uhlik!
Marlies Uhlik arbeitet seit sie 17 ist in der Reisebranche. Mit Corona kommt die Unsicherheit. Jetzt macht sie ihren Lehrabschluss nach und schafft sich damit eine sichere Zukunftsperspektive!
„Man verkauft ja nicht bloß ein Produkt“, sagt Marlies Uhlik über die Branche, in der sie arbeitet „Man verkauft Träume.“ Es sind solche, auf die ihre KundInnen oft das gesamte Jahr hin sparen und die sie selbst auch hat – Träume vom Sommer, von den Ferien, Träume vom Reisen.
Von der Schule ins Reisebüro
Marlies Uhlik ist noch minderjährig, als sie die Möglichkeit hat, in diesen Bereich einzusteigen. „Es hat ganz außergewöhnlich angefangen“, erzählt die 35-Jährige. Sie macht ein Schulpraktikum bei einem Reisebüro, nach dem sie das Angebot bekommt, als Quereinsteigerin dort fest angestellt zu werden. Der Bereich interessiert sie, das feste Gehalt bedeutet für die damals 17-Jährige finanzielle Freiheit – und die Möglichkeit, alleine in eine Wohnung zu ziehen. Marlies Uhlik beschließt, die Matura nicht zu machen, sondern gleich zu arbeiten zu beginnen.
Die Faszination für die Reise- und Tourismusbranche lässt sie auch in den kommenden Jahren nicht los. Als Reisebürokauffrau bei verschiedenen Reiseanbietern und Tourismusbetrieben – berät sie Menschen, betreut Reisegruppen und organisiert Gruppenreisen. Mit einer kurzen Pause in der Karenz macht sie das 17 Jahre lang – ohne Lehre, nur mit Pflichtschulabschluss. Sie habe durch die Arbeit gezeigt, dass sie es kann.
Neue Herausforderungen, neue Wege
Mit ihrer letzten Stelle wechselt Marlies Uhlik zwar nicht die Branche, aber das Aufgabengebiet und arbeitet als Marketingassistentin einer großen Wiener Tourismusattraktion. Sie lernt neue Fähigkeiten wie das Schreiben eines mitreißenden Newsletters. Ihr Wunsch, eine weitere Ausbildung zu machen wird größer. Als die Pandemie der Tourismusbranche einen starken Dämpfer verpasst, immer weniger Gäste die Hauptstadt besuchen, kommt auch Marlies Uhlik in Kurzarbeit. Die Mutter eines 5-jährigen Sohnes fragt sich: Ist meine Arbeitsstelle im Tourismus auch in der Zukunft noch sicher?
Die Reisebranche hat mich immer fasziniert. Trotzdem möchte ich jetzt meine Lehre nachmachen, damit ich mehr berufliche Chancen habe.
Marlies Uhlik, 35, macht ihren Lehrabschluss nach
In dieser Zeit findet Marlies Uhlik, bei einer Veranstaltung in ihrer Nähe heraus, dass der waff ihr auf ihrem weiteren Weg helfen kann. Auf einer Veranstaltung spricht sie mit einer waff-Beraterin über den Wunsch, eine Ausbildung zu machen. Sie will etwas Festes in der Hand haben, sollte die Branche sich nicht erholen. Im Oktober hat sie ihr erstes Beratungsgespräch bei ihrer waff-Beraterin. „Ich war ein bisschen nervös, aber das ist man ja immer, wenn etwas Neues auf einen zukommt“, sagt Marlies Uhlik „Aber das Gespräch war sehr angenehm und persönlich.“ Die Nervosität war schnell weg. Was nach einem zweiten Termin im November blieb war ein neuer Plan: Frau Uhlik wird ihren Lehrabschluss zur Bürokauffrau nachmachen. Sie bekommt ihren Qualifikationspass ausgestellt, der sie bei der Erreichung ihres Ziels und beim Antrag auf außerordentliche Zulassung zur Lehrabschlussprüfung bei der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Wien unterstützt.
Lehre nachholen mit dem waff
Sie stellt einen Förderantrag, eine Woche später bekommt sie einen Brief: Die Förderung wurde genehmigt. „Es hat mich sehr positiv überrascht, dass das so schnell und unkompliziert ging,“ sagt Marlies Uhlik, die einen Grund- und einen Aufbaukurs beim bfi absolvieren wird. Der Gesamtkostenpunkt: 1.200 Euro, von denen 90% der waff übernimmt. Ab Februar wird sie einen Abend in der Woche im Kurs sein. Für die Mutter ist dieser Modus am Besten – so kann sie weiterhin ihren Sohn betreuen und Teilzeit arbeiten. Und, so die 35-Jährige: „Ich bin sehr froh, dass ich das jetzt machen kann, weil ich nicht weiß, ob ich in fünf oder zehn Jahren noch eine neue Ausbildung beginnen würde“, meint Marlies Uhlik.
Im September wird sie, wenn alles klappt, die Lehrabschlussprüfung ablegen, deren Kosten der waff übernimmt. Mit dem Abschlusszeugnis hat Marlies Uhlik aber noch mehr in der Hand. Eine Bestätigung, die sie bei eventuellen Vorstellungsgesprächen vorzeigen kann. „Das zeigt, dass ich nicht nur arbeite, sondern auch auf dem Papier etwas kann.“ Das bringt Marlies Uhlik die Sicherheit, dass sie auch außerhalb des Verkaufs von Träumen, eine solide berufliche Zukunft hat.