Wien – Arbeitsmarkt mit Zukunft und Herausforderungen
Wichtige Charakteristika des Wiener Arbeitsmarktes
Seit nunmehr 10 Jahren gibt es im waff das „Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung“ (BZBW). Hauptzielrichtung war und ist es, beschäftigte WienerInnen umfassend für bessere berufliche Entwicklungschancen zu unterstützen und ihnen durch Weiterbildung neue und bessere Jobperspektiven zu eröffnen. 2008 war gleichzeitig das Jahr der internationalen Finanzkrise. Daraus folgte eine weltweite Wirtschaftskrise, die auch Wien vor große Herausforderungen stellte.
Wien trug durch eine antizyklische Fiskalpolitik und durch Investitionen insbesondere in wachsende Bereiche dazu bei, die Auswirkungen der Krise so gut wie möglich abzufedern. Und Wien investierte gezielt in die Aus- und Weiterbildung der Wiener ArbeitnehmerInnen im Sinne präventiver Arbeitsmarktpolitik. Das Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung war als erste Anlaufstelle für jene konzipiert, die sich Sorgen um ihren Job machen bzw. ihren Arbeitsplatz absichern wollen. In der ersten Phase der Wirtschaftskrise wurden daher auch die Förderangebote des BZBW, etwa durch die Einführung des Weiterbildungs-Tausenders und später des doppelten Weiterbildungs-Tausenders angepasst.
Besondere Herausforderung für Personen mit niedriger Qualifikation
Was die vergangenen Jahre der Entwicklung am Wiener Arbeitsmarkt deutlich gezeigt haben: Personen mit niedriger Qualifikation haben es besonders schwer. Das spiegelt sich auch in der Arbeitslosenquote nach höchster abgeschlossener Ausbildung wieder. So lag sie 2017 für Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss bei 35,8 %, bei Personen mit Lehrabschluss nur mehr bei 13,5 % und bei jenen mit einer Berufsbildenden Mittleren Schule gar nur bei 6,6 %. Laut Wirtschaftsprognosen wird sich dieser Trend in Zukunft verstärken, sprich die Nachfrage nach Arbeitskräften mit höchstens Pflichtschulabschluss wird weiter sinken. Bereits 2013 wurde daher der Qualifikationsplan Wien als gemeinsame Strategie von Stadt, Sozialpartnern und allen wichtigen Arbeitsmarkt- und Bildungseinrichtungen ins Leben gerufen wurde, um WienerInnen mit höchstens Pflichtschulabschluss zu einer besseren Ausbildung zu verhelfen und damit ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu erhöhen. So wurde etwa auch gemeinsam von BZBW und vom AMS Wien der Qualifikationspass entwickelt, der betroffene WienerInnen lückenlos zu einer Höherqualifizierung begleitet. Eine Kernaufgabe des BZBW war und ist es dabei, beschäftigten WienerInnen mit geringer Formalqualifikation das Nachholen eines Lehrabschlusses zu ermöglichen. Im März 2018 wurde der ursprünglich bis 2020 angelegte Qualifikationsplan Wien bis 2030 verlängert. Von den Maßnahmen sollen noch mehr Personen profitieren können.
Wien ist ein attraktiver Arbeitsort – auch viele Menschen aus dem Umland arbeiten hier
Ein wesentlicher Aspekt, der den Wiener Arbeitsmarkt in den letzten Jahren ebenfalls geprägt hat, ist die dynamische Bevölkerungsentwicklung. Von 2007 bis 2017 betrug der Bevölkerungsanstieg insgesamt ca. 206.000 Personen (+12,4%), die Zahl der Personen im Haupterwerbsalter (25 bis 64 Jahre) nahm in diesem Zeitraum um ca. 108.000 Personen (+11,4%) zu.
(vgl. Statistik Austria – Bevölkerungsstatistik; Berechnung: MA 23.)
Bei all diesen Herausforderungen kann der waff und im Besonderen das Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung beratend und unterstützend an der Seite der WienerInnen stehen.
Dazu kommt die Tatsache, dass der Wiener Arbeitsmarkt auch eine hohe Anziehungskraft auf Menschen aus dem Umland hat. Während ca. 90.000 Menschen aus Wien ins Umland zur Arbeit ausgependelt sind, betrug die Zahl der EinpendlerInnen 260.000 Beschäftigte, der Pendelsaldo beträgt also knapp 170.000 Personen (aktuelle verfügbare Statistik aus 2015). Die Attraktivität des Wiener Arbeitsmarktes hat auch durch die Öffnung der Arbeitsmärkte für die neuen Beitrittsländer der EU für ein weiteres Steigen des Arbeitskräftepotenzials (=Anzahl der Beschäftigten und der Arbeitssuchenden) in Wien gesorgt. So betrug das Arbeitskräftepotenzial 2008 rund 837.000 Personen, 2017 waren es schon fast 953.000 Personen. Wien hat erfreulicher Weise von Jahr zu Jahr neue Beschäftigungshöchststände erzielt. Die Beschäftigung ist zwischen 2008 und 2017 um 7,5 % gestiegen. Die Zahl der Menschen, die hier arbeiten möchten, hat jedoch noch stärker zugenommen. Seit 2017 entspannt sich nun die Lage am Arbeitsmarkt und der Konjunkturmotor läuft wieder. Neben steigender Beschäftigung sinkt nun auch die Arbeitslosigkeit. Für die kommenden Jahre ist eine Fortsetzung dieser Entwicklung von zentraler Bedeutung, denn nach wie vor liegt die Arbeitslosenquote in Wien über dem Vorkrisenniveau.
Die Herausforderungen am Wiener Arbeitsmarkt
Es gibt daher auch keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Die auch für die Zukunft zu erwartende steigende Nachfrage nach Arbeitskräften bezieht sich vor allem auf Menschen mit hohem oder zumindest mittlerem Ausbildungsniveau. Die Nachfrage nach formal gering qualifizierten Personen wird, wie schon erwähnt, weiter zurückgehen.
Der Pool dieser Gruppe speist sich im Wesentlichen aus zwei Quellen: Aus Schul- bzw. AusbildungsabrecherInnen und aus der Zuwanderung. Die Grundlage, um ersteres möglichst zu verhindern, ist ein leistungsfähiges Schulsystem und eine qualitativ hochwertige Berufserstausbildung bzw. Lehre. Im Hinblick auf zweiteres, hängt die Qualifikation der nach Wien zuwandernden Bevölkerung stark von ihren Herkunftsländern ab. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich das Bildungsniveau der nach Wien immigrierten Personen deutlich erhöht. Nach wie vor bestehen jedoch große Herausforderungen im Bereich der Anerkennung von im Ausland abgeschlossenen Ausbildungen und der Integration von Zuwandernden in das Ausbildungs- und Weiterbildungssystem. Hier hat das BZBW etwa mit der muttersprachigen Berufserstinformation im Rahmen von „StartWien“ und in Kooperation mit dem Beratungszentrum für MigrantInnen schon in der Vergangenheit einen wichtigen Beitrag geleistet und wird das in Zukunft auch weiter tun.
Insbesondere vor dem Hintergrund einer sich rasant verändernden Arbeitswelt – Stichwort Digitalisierung- wird es insgesamt eine der wichtigsten Aufgaben sein, die Menschen hinsichtlich ihrer Qualifikationen und Fähigkeiten zukunftsfit zu machen und diese Kenntnisse auch möglichst ein Berufsleben lang weiter zu entwickeln. Auch das Sichtbarmachen und Verwerten schon vorhandener Kenntnisse und Fertigkeiten ist dabei von großer Bedeutung. Bei all diesen Herausforderungen kann der waff und im Besonderen das Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung beratend und unterstützend an der Seite der WienerInnen stehen.
(Datenquellen: MA23, AMS-Arbeitsmarktdatenbank, BALI-Web, Statistik Austria, WIFO)